Dem Fachkräftemangel im Baugewerbe entgegentreten

Wie du junge Menschen für eine Ausbildung in der Baubranche begeistern kannst – und wieso auch Digitalisierung eine Rolle spielt

In der Baubranche fehlen qualifizierte Mitarbeiter. Und zwar so  richtig. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer hat in ihrem Fachkräftereport festgestellt, dass 62 Prozent der Unternehmen im Bausektor ihre offenen Stellen nicht besetzen können, weil sie kein Fachpersonal finden. Dabei sind die Auftragsbücher voll. Das Problem: Der Nachwuchs fehlt. Denn während viele erfahrene Mitarbeiter oft schon über Jahre oder Jahrzehnte einem Betrieb angehören, interessieren sich junge Menschen nicht mehr für eine Ausbildung in der Baubranche. Aber: Die Digitalisierung deines Bauunternehmens kann dir dabei helfen, auf dem Arbeitsmarkt attraktiver zu werden.

Volle Auftragsbücher – aber Fachkräftemangel im Baugewerbe

Obwohl die Auftragslage im Bausektor super ist, können viele Unternehmen nicht alle Aufträge annehmen – einfach, weil ihnen Leute fehlen, die die Bauvorhaben umsetzen. Der Fachkräftemangel im Baugewerbe ist da. Vor allem fehlt es an begeisterten  Auszubildenden. Immer wieder hört man, dass die Löhne zu niedrig sind und die harte körperliche Arbeit abschreckt. Das sind zwei  Gründe dafür, dass immer weniger Schüler Lust auf eine  Ausbildung zum Tiefbaufacharbeiter, Dachdecker oder Beton- und Stahlbetonbauer haben. Vielleicht sind es auch die veralteten, hierarchischen Strukturen vieler Bauunternehmen, die jungen Leuten nicht gefallen. Die wirst du zwar nicht von heute auf morgen umkrempeln können, aber du kannst dein Unternehmen und deine Arbeitsabläufe so aufstellen, dass du auf dem Jobmarkt für potenzielle neue Mitarbeiter interessanter bist als deine Konkurrenz.

Die Digitalisierung deines Bauunternehmens gibt deinen Mitarbeitern Zeit für ihre eigentliche Arbeit

Mit digitalen Tools kennt sich die junge Generation bestens aus. Junge Menschen sind rund um die Uhr online und gehen ganz selbstverständlich im Alltag mit digitaler Software und Apps um. Dabei nutzen sie ihre Smartphones nicht nur zum Daddeln, sondern auch, um produktiv zu arbeiten oder um sich zu organisieren.

Azubis, die du suchst, denken genauso. Und wenn du dein Bauunternehmen digitalisierst, machst du es damit nicht nur nach innen gewandt fit für die Zukunft, sondern kannst auch selbstbewusst nach außen treten. Zukünftige Arbeitnehmer oder Auszubildende schätzen es, wenn du ihnen ein unkompliziertes Arbeitsumfeld schaffst.

 

Die Vorteile von Smartphone und Tablet auf der Baustelle sind klar: Alle Prozesse werden effizienter. Der Papierkram und die lästigen Gänge ins Büro fallen weg, weil Mitarbeiter nicht mehr händisch ihre Stundenzettel ausfüllen müssen, sondern ihre Arbeitszeit digital tracken.
Dein Polier muss sein Bautagebuch nicht mehr nach getaner Arbeit aufschreiben oder abtippen – denn die Software nimmt ihm diese Arbeit ab, weil alle Infos schon während der einzelnen  Arbeitsschritte dokumentiert wurden. Heute wissen, was morgen auf dem Bau los ist? Auch einfach gelöst durch ein Tool für digitale Disposition. Damit wissen alle Mitarbeiter und Kolonnen mit einem kurzen Blick auf ihr Baustellen-Smartphone, für welche Bauprojekte sie eingeplant sind – und sparen sich den Weg zum Dispo-Plan im Büro.

 

Am Ende sorgt die Digitalisierung deines Unternehmens bei deinen Mitarbeitern dafür, dass sie ihre wertvolle Arbeitszeit und -kraft für das nutzen, was sie richtig gut können: ihr Handwerk. Keine lästigen Aufgaben on top.

Abiturienten für den Bau gewinnen? Das geht!

Abiturienten stehen nach ihrer Schulzeit vor der großen Frage: Ausbildung oder Studium? Die Landschaft der Studiengänge ist riesig, die Entscheidung fällt oft schwer. Aber nicht nur ein Studium bietet ihnen berufliche Chancen, sondern auch der Weg über eine gewerbliche Ausbildung.

Weiterbildungen nach der Ausbildung fördern

Vor allem für Berufseinsteiger, die selbst etwas aus eigener Kraft erschaffen, bauen oder konstruieren wollen, ist eine Lehre im Handwerk der perfekte Weg. Mit der richtigen Förderung bleiben dir diese Auszubildenden auch langfristig erhalten – und du leistest deinen Beitrag, um dem Fachkräftemangel im Baugewerbe entgegenzuwirken. Zum Beispiel, indem du spezielle Programme für den betrieblichen Aufstieg und Weiterbildungsmöglichkeiten anbietest oder ihnen die Chance für einen Meisterlehrgang einräumst. Diese Unterstützung in der beruflichen Weiterentwicklung stimmt deine Mitarbeiter positiv. Und mit zunehmender Verantwortung werden sie in deinem Betrieb dann zum Vorarbeiter, zum Polier, vielleicht sogar zu einem Bauleiter, der deinen Laden in allen Details kennt.

Du suchst einen Nachfolger für deine Firma? Dann denk langfristig!

Wichtig für die Baubranche ist auch das Thema der  Unternehmensnachfolge, denn: Viele Betriebsinhaber gehen auf die Rente zu, einen auserkorenen Nachfolger gibt es oft nicht. Genau diese Perspektive auf eine Führungsposition kann Abiturienten zu einer Lehre motivieren.

 

Das birgt gleich drei Vorteile:

 

  • Dein potenzieller Nachfolger hat sein Handwerk in deinem Betrieb gelernt und kennt ihn in- und auswendig.
  • Du kannst deine Unternehmensnachfolge langfristig planen.
  • Du sicherst deinem Unternehmen langfristig qualifizierte Fachkräfte.

Erfahrene Fachkräfte für die Baubranche aus dem Ausland rekrutieren

Nicht nur die Inhaber von Bauunternehmen sind unterm Strich schon verhältnismäßig alt. Auch die Mitarbeiter, die derzeit auf den Baustellen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz arbeiten, haben einen relativ hohen Altersdurchschnitt. Genau diese Tatsache wird den Fachkräftemangel im Baugewerbe in Zukunft noch verschärfen. Weil nicht genügend Arbeitskräfte im eigenen Land zur Verfügung stehen, sind qualifizierte Baufachleute aus dem Ausland umso wichtiger, um die Auftragslast stemmen zu können.

 

Dabei ist das Thema Sprache zentral, denn natürlich stellen dich jetzt und zukünftig auch Sprachbarrieren mit deinen ausländischen Fachkräften vor Herausforderungen. Was aber schon jetzt klar ist: Fachkräfte aus dem Ausland sind ein wichtiges Puzzleteil der Zukunft im Bausektor.

JUHU, DAS FACHKRÄFTEEINWANDERUNGSGESETZ IN DEUTSCHLAND IST DA – UND JETZT?

Dank des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes, das im Frühjahr 2020 in Kraft getreten ist, wird mittlerweile auch Nichtakademikern die Einreise nach und Jobsuche in Deutschland erleichtert. Allerdings wird es wohl noch eine Weile dauern, bis dieses Gesetz im deutschen Baugewerbe so richtig angewandt werden kann. Denn Experten finden, dass die Hürden für ausländische Arbeitnehmer noch zu hoch sind.

 

Grund dafür: Die deutsche duale Berufsbildung mit  überbetrieblichen Ausbildungszentren ist ziemlich hochwertig und einzigartig. Außerhalb Europas gibt es kaum vergleichbare  Ausbildungssysteme – doch müssen Bewerber aus dem Ausland die Gleichwertigkeit ihrer Kompetenzen beweisen. Und genau das ist momentan fast unmöglich. Verbände und Experten setzen sich bereits für Lockerungen ein, zum Beispiel dafür, dass berufspraktische Erfahrungen stärker gewichtet werden. Denn nur so kann der  Fachkräftemangel im Baugewerbe überwunden werden.

Mach die Arbeit in deinem Bauunternehmen attraktiv – mit digitalen Tools und Weiterbildungsprogrammen

Der größte Antrieb für Menschen, einen Beruf im Handwerk zu lernen und auszuüben: Sie wollen etwas erschaffen. Aufbauen. Gestalten. So richtig mit ihren eigenen Händen, ihren eigenen Ideen. Sie wollen mauern, schweißen und schleifen. Und sie haben keine Lust darauf, ihre Zeit mit Bürokratie und komplizierter Zettelwirtschaft zu verbringen. Damit du qualifizierte Fachkräfte für dein Unternehmen gewinnst, schaffe ihnen genügend Anreize.

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Ein Artikel von
123erfasst Redaktion