Diversität im Baugewerbe – wie gute Teams entstehen

Neue Impulse, deine Chance auf die besten Talente und eine krisenfeste Teamaufstellung durch Diversität

Es ist eigentlich längst bekannt und gesetzlich geregelt: Arbeitnehmer dürfen wegen persönlicher Merkmale nicht diskriminiert werden. Viele Arbeitgeber bevorzugen aber eher homogene Teams und scheuen sich, Stellen diverser zu besetzen. Timo Rathjen, Director Human Resources bei NEVARIS, erklärt, warum divers besetzte Teams die Chance auf Innovation erhöhen – und wie sie helfen, die besten Talente zu sichern.

Ihr seid ein eingeschworenes Team und arbeitet seit Jahren zusammen? In bewährten Teams zu arbeiten, ist eigentlich kein Problem – könnte man denken. Doch Hand aufs Herz – wie zufrieden bist du mit der Entwicklung deines Teams und mit den Bewerbungen auf offene Stellen in deinem Unternehmen? Nimm dir zwei Minuten, um hier etwas über Diversität zu erfahren – und welche Chancen sie für Unternehmen bietet.

DEFINITION: DAS IST DIVERSITY

Ganz allgemein gesagt: Diversität (oder englisch Diversity) bezeichnet die Streuung bei Merkmalen der Mitglieder einer Gruppe.

Merkmale sind dabei etwa:

 

  • Alter
  • Geschlecht
  • Nationalität
  • beruflicher Hintergrund
  • kulturelle Herkunft
  • Persönlichkeit (z. B. vorsichtig, spontan, genau, schnell, ruhig, lebhaft)

Darum fällt vielen Menschen das Thema Diversität schwer

Es ist zwar bekannt, dass Teams, deren Mitglieder sehr ähnliche Merkmale aufweisen, anfälliger sind,  wenn Herausforderungen auftreten. Doch:

In den Köpfen und der Kultur vieler Unternehmen ist Diversität noch nicht angekommen.

Das liegt auch an unserer menschlichen Natur: Menschen suchen von sich aus eher homogene Gruppen. Wir kommen schneller und einfacher mit Personen zurecht, die einen ähnlichen kulturellen Hintergrund wie wir selbst haben, die im ähnlichen Alter sind oder mit denen wir andere Gemeinsamkeiten haben. Wir können an Bekanntes anknüpfen und fühlen uns in homogenen Gruppen deshalb schneller wohl. Doch leicht entsteht daraus StillstandUnternehmen brauchen Erneuerung, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Diversität kann dann für die nötigen Impulse sorgen, die ein Unternehmen braucht, um sich dynamisch weiterzuentwickeln.

Divers besetzte Teams sind erfolgreicher als homogene Teams

Verfügt dein Team über vielfältige Fähigkeiten, kann es einfach mehr. Doch wie entsteht Vielfalt? Meist ist ein Bruch mit alten Denkmustern und Gewohnheiten der erste Schritt. Er bringt Veränderung. Die erste Frau in einem Team aus Männern oder die ersten Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund zu integrieren, erfordert oft noch Geduld. Und Quereinsteiger werden vom Stammkollegium anfänglich vielleicht skeptisch beäugt. Aber:

Mut zum Wandel zahlt sich aus.

Quereinsteiger können zum Beispiel die Innovationskraft deines Unternehmens fördern, indem sie kreativere Lösungsansätze entwickeln. Dass divers besetzte Teams nicht nur im Sport, sondern auch in Unternehmen erfolgreicher sind, haben viele Studien (Quelle: McKinsey) mittlerweile gezeigt.

Die Ansprüche von Arbeitnehmenden an ihren Arbeitsplatz werden diverser

Ein Beispiel für fehlende Diversität: Die Baubranche ist ganz klar männerdominiert. Dafür gibt es Gründe: Bis 1994 galt etwa in den alten Bundesländern ein gesetzliches Beschäftigungsverbot für Frauen im Bauhauptgewerbe. Es war ursprünglich dazu gedacht, Frauen vor körperlicher Überforderung durch die Arbeit in der Baubranche zu schützen. Das ist heute überholt – technischem Fortschritt und Arbeitsschutzbestimmungen sei Dank – und Frauen sind in vielen Unternehmen heute unverzichtbar.

 

Aber auch für Männer haben sich die Ansprüche an ihren Arbeitsplatz gewandelt. Junge Väter möchten heute mehr Verantwortung für Kinder und Familie übernehmen und öfter in Teilzeit arbeiten – wenigstens für eine Phase in ihrem Erwerbsleben. Für Arbeitgeber oft nicht einfach zu realisieren: Teilzeit lässt sich auf der Baustelle schwer umsetzen, wenn innerhalb eines Trupps Mitarbeitende mit unterschiedlichen Wochenstunden arbeiten. Da helfen flexible Ansätze:

Besteht ein ganzer Trupp aus Teilzeit Mitarbeitenden, können Einsätze einfacher geplant werden.

Ganz wichtig: Kommuniziere deinen Mitarbeitenden gegenüber, warum der Wandel wichtig ist und welche Fähigkeiten die neuen Mitarbeitenden mitbringen. Und lebe den Wandel hin zu mehr Diversität vor – indem du auch deine eigene enge Mitarbeiterschaft diverser besetzt.

Ein Team von Mitarbeitern sitzt um einen Konferenztisch herum

Mit Mut zur Diversität sicherst du dir die Chance auf exzellent ausgebildete Fachkräfte

Dem Fachkräftemangel in der Baubranche stehen ausgezeichnet ausgebildete Arbeitskräfte gegenüber.

Unternehmen, die ein breiteres Spektrum an Bewerbern in Betracht ziehen, können auf einen wesentlich größeren Bewerberpool zurückgreifen.

Um die besten Talente für dein Unternehmen zu gewinnen, lohnt es sich, auch digital attraktiver zu werden. Mit neuen digitalen Arbeitsmethoden wie etwa Building Information Modeling (BIM) zeigst du Innovationsfähigkeit und steigerst deine Attraktivität für potenzielle Arbeitskräfte. Du erweiterst deinen Bewerberpool und kannst Stellen besetzen, die sonst frei bleiben müssten.

 

Digitale Maßnahmen können außerdem dabei helfen, dass Mitarbeitende am Arbeitsplatz weniger belastet werden. Dabei kommt es natürlich auf den Arbeitsplatz an. Auf der Baustelle ist körperliche Arbeit unverzichtbar. Umso hilfreicher sind alle Maßnahmen, die Prozesse erleichtern, effizienter machen oder beschleunigen. Dies unterstützt einerseits ältere Arbeitnehmer, die heute ein längeres Erwerbsleben hinter sich haben. Um ihre Expertise länger für dein Unternehmen zu sichern, zahlen sich Digitalisierungsmaßnahmen aus. Und für jüngere Arbeitnehmende ist andererseits digitalisiertes Arbeiten heute der Standard, den sie ganz einfach erwarten.

Diversität kann die Kommunikation mit Auftraggebern verbessern

Wer sich auf Diversität einlässt, kann sich in aller Regel auch über einen Gewinn an Empathie und Verständnis für andere Menschen freuen. Dies hilft im täglichen Miteinander der Kollegen und Kolleginnen – aber auch in der Kommunikation mit Auftraggebern. Denn auch die Kundenstruktur von Bauunternehmen ändert sich. Empathie und ein breites Verständnis für deine unterschiedlichen Kunden sind hilfreiche Eigenschaften, die eine vertrauensvolle Zusammenarbeit einfacher macht.

SO KLAPPT’S MIT EINER INTERNATIONALEN BELEGSCHAFT AUF DER BAUSTELLE

Du machst dir Gedanken um die Kommunikation in einem Team mit Personen aus verschiedenen Kulturkreisen? Um internationale Mitarbeiter auf der Bausstelle zu koordinieren, stehen heute innovative digitale Tools zur Verfügung. Sprachprobleme gehören damit der Vergangenheit an und die Bedienung mit dem Smartphone ist kinderleicht.

Checkliste: Voraussetzungen, damit divers besetzte Teams problemlos funktionieren

Es lohnt sich also, die Entwicklung deines Teams zu planen, um deine Firma optimal zu positionieren. Spätestens bei der Übergabe  und der oft folgenden Restrukturierung des Unternehmens zeigt sich, wie zukunftssicher ihr auch personell aufgestellt seid. Das ist dabei wichtig:

 

  • Ein offener, wertschätzender Umgang mit Mitarbeitenden führt zu einem positiven Betriebsklima.
  • Mitarbeitende schätzen Offenheit und Dialogbereitschaft ihrer Vorgesetzten.
  • Die Rollenverteilung im Team muss allen klar sein.
  • Mitarbeitende brauchen Ansprechpersonen für Fragen und Probleme.
  • Pflege dein Team: Fortbildungen und regelmäßige Personalgespräche gehören dazu.
  • Überdenke deine Arbeitszeitmodelle: Teilzeit und andere flexible Arbeitszeiten erweitern den Bewerber-Pool und binden Mitarbeitende.

Fazit: Dein Team wird besser, wenn du es divers besetzt

Mit mehr Mut zu Diversität gewinnt dein Unternehmen also in mehrfacher Hinsicht:

 

  • Du erschließt dir neue Gruppen von Bewerbern.
  • Du steuerst aktiv einer Überalterung deiner Belegschaft entgegen.
  • Du gewinnst top qualifizierte Bewerber für dein Unternehmen.
  • Diversität bedeutet oft auch innovative Ideen und Lösungen.
  • Eine bunt gemischte Belegschaft hat einfach mehr Spaß – Toleranz und Respekt vorausgesetzt.

Bildnachweise: 123erfasst/Timo Lutz Werbefotografie, NEVARIS Bausoftware GmbH/Foto Flausen

Ein Artikel von
Timo Rathjen