Es geht voran auf der nachhaltigen Baustelle

Das Ziel: Die emissionsfreie Baustelle

Drei Kernziele hat die nachhaltige Baustelle: Maximale Sicherheit für die Menschen, die dort arbeiten, möglichst wenig schädliche Einflüsse auf die Umgebung und ein umsichtiger Umgang mit Ressourcen. Um den Baubetrieb nachhaltiger zu gestalten, wird weltweit nach neuen Wegen und Methoden gesucht. Als Hauptverursacher schädlicher CO2-Emissionen auf der Baustelle gelten Diesel-Generatoren. 140 Tonnen Kohlendioxid emittiert ein einziger Diesel-Generator pro Jahr beim Antrieb eines Krans. Hier experimentiert beispielsweise ein Hongkonger Bauunternehmen seit 2019 mit Lithium-Ionen-Akkus als Alternative.

 

Pionierarbeit leisten aber vor allem die skandinavischen Länder. In Oslo kamen 2019 bei der Umwandlung einer stark befahrenen Straße in eine Fußgängerzone hauptsächlich Baumaschinen mit Elektroantrieb zum Einsatz. Nach Angaben der örtlichen Behörden sparte das 35.000 Liter Diesel ein und vermied die Freisetzung von 92.500 Kilogramm Kohlendioxid. Bis 2025 will die Stadt nur noch emissionsfreie Baumaschinen einsetzen – ebenso andere Metropolen wie Mexiko-Stadt, Budapest und Los Angeles.

DGNB-Zertifikat für nachhaltige Baustellen

Auch in Deutschland bewegt die Baustelle als Klimakiller die Gemüter. Mit einem neuen Zertifizierungssystem widmet sich jetzt die DGNB speziell dem Thema „Nachhaltige Baustelle“. Mit Richtlinien für Planung und Management von Baustellen unterstützt dieses die Minimierung von CO2-Emissionen beim Baustellenprozess und setzt hier mit fünf Kriterien umfassende neue Standards:

© Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen

1. Bauorganisation und Reduzierung von Emissionen

Für dieses Basiskriterium müssen Zeitpläne sowie ein Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan erstellt werden. Zudem sollen Maßnahmen ergriffen werden, um die Belastung der lokalen Umwelt zu vermeiden. Ziel ist die reibungslose Organisation der lärm-, staub- und abfallarmen Baustelle, die Boden und Grundwasser nicht belastet und durch eine umwelt- und anwohnerorientierte Logistik beliefert wird.

2. Umsichtiger Umgang mit Ressourcen

Im Vordergrund dieses Kriteriums stehen die Ressourceneinsparung und die Minderung von Emissionen in Bezug auf die genutzte Energie. Der Fokus liegt dabei auf der Wiederverwertung von Baumaterialien, auf emissionsarmen Verwertungs- und Entsorgungswegen und auf dem sparsamen Umgang mit Wasser.

3. Reduzierung von Gefährdungen für alle Baubeteiligte

Hier geht es um die Gesundheit und Sicherheit des Baustellenteams. Dabei werden Aspekte der Prävention und allgemeinmedizinischen Vorsorge sowie der Corona-Hygiene behandelt. Zusätzlich wird ein Arbeits- und Sicherheitsplan für die Bauhauptgewerbe sowie eine Gefährdungsbeurteilung durch die beauftragten Subunternehmer gefordert. Auch die Projektkommunikation sowie Arbeitsplatzqualität und die Absicherung aller Beteiligten über Sozialleistungen werden hierbei berücksichtigt.

4. Erhöhung der Akzeptanz bei Anwohner

Dieses vierte Kriterium nennt sich „Kommunikation mit der lokalen Öffentlichkeit“. Diese sollte sowohl vor dem Baustart als auch während des Bauprozesses stattfinden. Wie wird die Baustelle in der Öffentlichkeit wahrgenommen? Werden die Anwohner über wichtige Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten? Positiv bewertet wird die Nutzung einer digitalen Plattform.

5. Optimierung der Bauprozesse

Wird für den optimalen Baubetrieb ein Planverwaltungsmanagement, eine Schnittstellenkoordination oder ein Verbesserungsmanagement genutzt? In das Bewertungsergebnis dieses letzten Kriteriums fließt auch ein, ob das leitende Bauunternehmen digitale Tools, bspw. App-Anwendungen, einsetzt oder mit intelligenter Maschinensteuerung arbeitet. Zudem steht hier die Qualitätssicherung der verwendeten Bauprodukte im Fokus.

 

Als erstes Bauprojekt wurde eine mittlerweile fertiggestellte Baustelle von Lidl in Winnenden mit dem DGNB-Zertifikat ausgezeichnet. Anders als bei anderen Varianten der DGNB-Zertifizierung wird es in der Bewertung nachhaltiger Baustellen keine Abstufungen in Platin, Gold und Silber geben.

Auch du möchtest deine Bauprozesse effizienter und klimafreundlicher organisieren? Wir beraten dich gerne unverbindlich!

Bildnachweise: sirtravelalot/Shutterstock.com; Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen

Ein Artikel von
123erfasst Redaktion