Extreme Hitze am Bau kann die Gesundheit deines Teams gefährden und dein Bauvorhaben verzögern. Wir verraten dir, was der Arbeitsschutz in puncto Hitze auf der Baustelle vorschreibt und zeigen dir, mit welchen Maßnahmen du deine Angestellten effizient schützt. Gibt es Hitzefrei auf der Baustelle? Wir klären auf!
Arbeiten bei Hitze auf der Baustelle
Extreme Hitze stellt auch in Deutschland ein immer gravierenderes Problem dar, das durch den fortschreitenden Klimawandel weiter an Bedeutung gewinnt. Die steigenden Temperaturen haben insbesondere auf die Gesundheit der Bevölkerung verheerende Auswirkungen: Im Durchschnitt der Jahre 2002 bis 2022 kam es jährlich zu knapp 1.500 hitzebedingten Krankenhausbehandlungen (Quelle: Statistisches Bundesamt). Laut dieser Statistik sorgen extreme Hitzeperioden für einen allgemeinen Anstieg der Sterblichkeitsrate.
Doch wann sprechen wir überhaupt von Hitze und damit auch von Hitze auf dem Bau? Der Deutsche Wetterdienst definiert einen heißen Tag als einen Tag, an dem die Lufttemperatur 30 Grad Celsius oder mehr erreicht. Besonders ältere und vorerkrankte Menschen leiden häufig unter solch hohen Temperaturen. Aber auch Personen, die im Freien arbeiten und der direkten Sonneneinstrahlung sowie hohen Temperaturen ausgesetzt sind, müssen eine erhebliche körperliche Belastung bewältigen.
Risiken und Auswirkungen von Hitze auf dem Bau
Dachdecker, Straßenbauer, Gerüstbauer, Zimmerer und Betonbauer: Zahlreiche Berufsgruppen auf dem Bau verbringen den Großteil ihrer Arbeitszeit unter freiem Himmel. Besonders bei extremen Temperaturen oder Witterungsverhältnissen wie Schlechtwetter am Bau oder Hitze auf der Baustelle birgt dies zahlreiche Risiken – sowohl für die Bauarbeiter als auch für das Bauvorhaben.
Gesundheitsrisiken für Bauarbeiter
Wenn das körpereigene Kühlsystem überlastet wird, kann es zu Kreislaufstörungen, Erschöpfung und starken Kopfschmerzen kommen. In besonders heißen Bedingungen droht sogar ein Hitzschlag, der lebensgefährlich sein kann. Der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust erhöht zudem das Risiko von Muskelkrämpfen und beeinträchtigt die Nierenfunktion – ein besonders kritisches Problem bei den körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten auf dem Bau.
Auswirkungen auf Material und Bauprozesse
Hohe Temperaturen auf Baustellen können die Eigenschaften von Baumaterialien erheblich beeinflussen und die Qualität der Bauarbeiten negativ beeinflussen. Besonders betroffen sind mineralische und organische Klebemassen, Putze sowie Beschichtungen. Diese trocknen bei extremen Temperaturen zu schnell, was zu einem Verlust an Festigkeit und Haftungsproblemen führt. Auch beim Beton ist Vorsicht geboten: Hitze beschleunigt den Erhärtungsprozess, was nicht nur die Verarbeitungszeit drastisch verkürzt, sondern auch das Risiko von Rissen und einer Schwächung der Randzonen erhöht.
Verzögerungen und Kostensteigerungen
Eine weitere Herausforderung durch extreme Hitze auf Baustellen sind Verzögerungen im Bauablauf, die oft mit erheblichen Kostensteigerungen einhergehen. Bei hohen Temperaturen müssen häufig zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, wie etwa das regelmäßige Befeuchten der Betonoberflächen, um Rissbildungen zu verhindern. Diese unvorhergesehenen Anpassungen erhöhen nicht nur den Arbeitsaufwand, sondern verlängern auch die Bauzeit. Zudem erfordern die schwierigen Bedingungen oft den Einsatz teurerer Materialien oder spezieller hitzebeständiger Beschichtungen für Außenwände, um die Qualität des Bauwerks zu sichern und den widrigen Umständen gerecht zu werden.
Bei Hitze auf der Baustelle ist bei der Verarbeitung von Beton Eile geboten – eine zusätzliche Belastung für die Bauarbeiter.
Ab wann Hitzefrei auf dem Bau?
Ein generelles Recht auf Hitzefrei ab einer bestimmten Gradzahl gibt es auf dem Bau nicht. Dennoch sind Arbeitgeber aufgrund bestimmter Vorschriften verpflichtet, ihre Arbeitnehmer vor übermäßiger Hitze und gesundheitsschädlichen Temperaturen zu schützen.
Was schreibt das Arbeitsrecht bei Hitze auf der Baustelle vor?
Laut Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet, „die Arbeit [ist] so zu gestalten, dass eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird.“ (vgl. § 4 Abs. 1 ArbSchG). Dass diese Vorgabe auch für die Arbeit auf Baustellen gilt, ist in der Baustellenverordnung (BaustellV) geregelt, welche eine Ergänzung des Arbeitsschutzgesetzes darstellt.
Der Arbeitgeber ist also gesetzlich dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass seine Mitarbeitenden keiner Gesundheitsgefährdung ausgesetzt sind. Das gilt auch für Risiken, die durch Hitze am Bau oder eine hohe UV-Strahlung entstehen. Welchen Gefährdungen Angestellte an ihrem Arbeitsplatz ausgesetzt sind, wird mit Hilfe einer Gefährdungsbeurteilung ermittelt. Um hitzebedingten Gefahren und Unfällen wirksam vorzubeugen, ist eine detaillierte und regelmäßige Unterweisung deines Teams unerlässlich.
Neben den Vorgaben aus dem Arbeitsschutzgesetz bezügliche Hitze auf der Baustelle muss der Arbeitgeber unter anderem auch die Vorschriften der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) einhalten. Ein Anhang der ArbStättV widmet sich unter Punkt fünf explizit den Anforderungen an Arbeitsplätze im Freien und auf Baustellen. Dort heißt es unter anderem, dass diese Arbeitsplätze gegen Witterungseinflüsse geschützt oder den Beschäftigten geeignete persönliche Schutzausrüstungen zur Verfügung gestellt werden müssen.
Hitze auf dem Bau: Das ist erlaubt
Hitze auf der Baustelle ist für alle Beteiligten eine große Belastung. Doch auch für diese Ausnahmesituation gibt es Regeln und Vorschriften, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer beachten müssen.
Dürfen Bauarbeiter wegen Hitze eigenmächtig die Baustelle verlassen?
Nein, Arbeitnehmer dürfen ihren Arbeitsplatz nicht wegen der Hitze verlassen, es sei denn, der Bauleiter hat offiziell Hitzefrei für die Baustelle ausgesprochen. Wer dies dennoch tut, riskiert eine Abmahnung oder andere arbeitsrechtliche Konsequenzen. Wer aber wegen der Hitze gesundheitliche Beschwerden wie Kreislaufprobleme oder Kopfschmerzen bekommt, kann sich wie bei jeder anderen Erkrankung krankmelden. Unter Umständen kann der Arbeitgeber in diesem Fall ein ärztliches Attest verlangen. Es gilt also: Bauarbeiter können nicht eigenständig Hitzefrei machen!
Dürfen Arbeitgeber die Arbeitszeit unterschiedlich auf die Woche verteilen?
Ja, der Arbeitgeber kann die Arbeitszeit seiner Arbeitnehmer unterschiedlich auf die Woche verteilen, sofern er dabei die gesetzlichen Bestimmungen einhält. Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) erlaubt eine Verlängerung der täglichen Arbeitszeit auf bis zu zehn Stunden, wenn innerhalb eines Ausgleichszeitraums von sechs Monaten im Durchschnitt acht Stunden täglich nicht überschritten werden. Darüber hinaus können in Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen besondere Regelungen getroffen werden, die eine flexible Verteilung der Arbeitszeit ermöglichen.
Dürfen Arbeitgeber Bauarbeiter Stunden nacharbeiten lassen?
Bei extremen Temperaturen können Arbeitgeber im Baugewerbe ihre Beschäftigten früher nach Hause schicken und einen späteren Ausgleich durch Nacharbeit verlangen. Laut dem Bundesrahmentarifvertrag für das Baugewerbe (BRTV) dürfen innerhalb von 12 Monaten allerdings maximal 30 Stunden nachgearbeitet und bis zu 150 Stunden vorgearbeitet werden. Diese Stunden müssen innerhalb eines zwölfmonatigen Ausgleichszeitraums ausgeglichen werden.
Der Tarifvertrag erlaubt es außerdem, einen kurzfristigen Ausgleich innerhalb von zwei Wochen durch verlängerte Arbeitszeiten an anderen Tagen vorzunehmen, ohne dass dafür Mehrarbeitszuschläge anfallen. In Baubetrieben, für die der BRTV nicht gilt, können individuelle Vereinbarungen getroffen werden, um die Arbeitszeit an heißen Tagen zu verkürzen und später nachzuholen.
9 Tipps, wie sich Bauarbeiter vor Hitze schützen können
Oft ist es nicht möglich, die Arbeit auf der Baustelle an heißen Tagen ganz einzustellen und Hitzefrei zu machen. Was du trotzdem tun kannst, um dich vor der Hitze zu schützen, erfährst du jetzt:
- Nimm ausreichend Flüssigkeit zu dir: Trinke regelmäßig Wasser oder Elektrolytgetränke, um Dehydrierung zu vermeiden. Es ist wichtig, dass du nicht erst trinkst, wenn du Durst hast, da starker Durst bereits ein Anzeichen von Dehydratation sein kann.
- Nimm ausreichend Salz und Mineralien zu dir: Durch starkes Schwitzen verliert dein Körper nicht nur Flüssigkeit, sondern auch wichtige Salze und Mineralien. Um diesen Verlust auszugleichen, solltest du Snacks oder Getränke mit Elektrolyten zu dir nehmen.
- Trage leichte, atmungsaktive Kleidung: Leichte und helle Kleidung reflektiert Sonnenlicht und hilft deinem Körper, sich besser zu kühlen. Atmungsaktive Stoffe wie Baumwolle oder spezielle Sportbekleidung können zusätzlich helfen, die Körpertemperatur zu regulieren.
- Trage Kühlprodukte: Es gibt verschiedene Produkte wie Kühlwesten, -bänder oder -halstücher, die dir dabei helfen, deine Körpertemperatur zu regulieren und für etwas Abkühlung zu sorgen.
- Verwende Sonnenschutz: Trage regelmäßig Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor auf alle exponierten Hautstellen auf. Zusätzlich kann das Tragen eines Hutes mit breiter Krempe und einer UV-Schutzbrille helfen, Sonnenbrand und Augenschäden zu vermeiden.
- Plane deine Arbeitszeiten sinnvoll: Wenn möglich, lege deine Arbeitszeiten in die kühleren Tageszeiten und beginne zum Beispiel bereits früh am Morgen. So kannst du die heißesten Stunden des Tages vermeiden.
- Lege regelmäßig Pausen ein: Es ist wichtig, regelmäßige Pausen einzulegen und diese in schattigen oder klimatisierten Bereichen zu verbringen. So ermöglichst du deinem Körper eine Abkühlung.
- Passe die Arbeitsbelastung an das Wetter an: An besonders heißen Tagen solltest du die Intensität der Arbeit, wenn möglich, herunterschrauben. Verlege schwerere oder anstrengendere Aufgaben auf kühlere Tage oder Tageszeiten.
- Achte auf Hitzestress-Symptome: Du, deine Kollegen und deine Vorgesetzten sollten über Symptome von Hitzestress und Hitzeschlägen informiert sein und wissen, wie darauf zu reagieren ist. Dazu gehört auch die Bereitstellung von erster Hilfe.
Tipp: Weitere Informationen zu den Gefährdungen durch Hitze auf der Baustelle sowie möglichen Schutzmaßnahmen findest du im BG BAU Baustein D 505 „Gefährdung durch UV-Strahlung, Hitze und Kälte“.
Spätestens, wenn die Temperaturen über 30 Grad Celsius klettern, solltest du Maßnahmen ergreifen, um dich vor der Hitze auf der Baustelle zu schützen.
Symptome von Hitzestress und Hitzschlag frühzeitig erkennen
Auch wenn du Vorsichtsmaßnahmen triffst und dich so gut wie möglich vor der Hitze auf der Baustelle schützt, bist du nicht völlig vor den Gefahren extremer Temperaturen sicher. Es ist wichtig, die Anzeichen von Hitzestress und Hitzschlag frühzeitig zu erkennen, um sofort handeln zu können und schwerwiegende gesundheitliche Folgen zu vermeiden.
Diese Symptome können Anzeichen von Hitzestress oder Hitzschlag sein:
- Übelkeit
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Großer Durst
- Krämpfe
- Unruhe
- Aggressivität
- Verwirrtheit
- Schwindel
- Fieber
- Geröteter, heißer Kopf
- Steifer Nacken / Nackenschmerzen
Wenn du oder deine Kollegen eines oder mehrere dieser Symptome bemerken, ist es wichtig, sofortige Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehört, die betroffene Person aus der Hitze zu bringen, ihr Flüssigkeit zuzuführen und im Zweifelsfall ärztliche Hilfe zu rufen.
Gut zu wissen: Unterschied zwischen Hitzschlag und Hitzestress
Hitzestress ist eine Vorstufe des Hitzschlags und äußert sich durch Erschöpfung, Kopfschmerzen und Übelkeit, bedingt durch hohe Temperaturen. Ein Hitzschlag hingegen ist ein lebensbedrohlicher Zustand, bei dem der Körper die Temperaturregulierung verliert, was zu hohem Fieber, Bewusstlosigkeit und Organversagen führen kann. Hier ist sofortige medizinische Hilfe erforderlich.
Vorausschauend Planen & Hitze auf der Baustelle gut überstehen
Arbeiten bei Hitze auf der Baustelle ist für alle Beteiligten sehr belastend und kann gesundheitsgefährdend sein. Eine sorgfältige Planung ist deshalb das A & O. Behalte den Wetterbericht stets im Auge und plane die anfallenden Arbeiten vorausschauend. Wenn sich besonders hohe Temperaturen ankündigen, verlege körperlich herausfordernde Arbeiten in die kühleren Morgen- oder Abendstunden und sorge außerdem dafür, dass ausreichend Pausen in schattigen Bereichen eingeplant sind.
Auch wenn es gesetzlich nicht vorgeschrieben ist: Bei extremer Hitze ist Hitzefrei am Bau manchmal die beste Wahl. Auch die Umverteilung von Arbeitsstunden und damit einhergehende Nacharbeit ist häufig eine sinnvolle Möglichkeit. Du hast die Verantwortung für dein Team!
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